HDF Kino und Verband der Filmverleiher (VdF) – Rückblick und Ausblick für den deutschen Kinomarkt
Der deutsche Kinomarkt 2021: Trotz schwierigem Marktumfeld ein hoffnungsvoller Neustart
Berlin, 14. Januar 2022. Am letzten Wochenende überschritt „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ die Sechs-Millionen-Besuchermarke und „Spider-Man 3 – No Way Home“ knackte die drei Millionen. Beide Filme werden dafür vom Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF KINO) in dieser Woche mit der Goldenen Leinwand mit Stern bzw. der Goldenen Leinwand ausgezeichnet. Damit erhielt James Bond nach der Ehrung für die drei Millionen Besucher jetzt auch noch eine weitere Auszeichnung. Fast zeitgleich wurden jetzt die Besucherzahlen 2021 veröffentlicht.*
Positiv ist, dass in den sechs Monaten, in denen die Kinos 2021 in Deutschland wieder flächendeckend geöffnet waren, allein acht Filme die Millionenbesuchermarke knackten, davon mit „Die Schule der magischen Tiere“ und „Kaiserschmarrndrama“ auch zwei deutsche Filme. Diese Zahlen machen deutlich, wie groß das Bedürfnis der Zuschauer war, Filme endlich wieder auf der großen Leinwand zu erleben.
Dennoch musste die Branche im direkten Vergleich zum letzten regulären Kinojahr 2019 einen Umsatzrückgang von 63 % verkraften.
Für 2022 geben sich der HDF KINO und der VdF angesichts einer vielversprechenden Filmpipeline vorsichtig optimistisch.
Zusätzlich fordern die Verbände von der Politik einen Richtungswechsel in der Anwendung der Pandemiebeschränkungen. Es müsse nunmehr endlich der Tatsache Rechnung getragen werden, dass Kulturorte wie Kinos nachweislich keine Verbreitungsorte der Pandemie seien.
Goldene Leinwände für zwei Besucher-Highlights
Freude und Sorgen lagen in der Kinowirtschaft – wie in vielen anderen Branchen auch – 2021 eng beisammen. Nach sechs Monaten nahezu vollständiger Schließung legten die deutschen Filmtheater im zweiten Halbjahr trotz regional unterschiedlicher und erneut verschärfter Pandemieauflagen einen erfreulichen Neustart hin. „Paw Patrol – Der Kinofilm“, „Fast & Furious 9“, „Dune“, „Die Schule der magischen Tiere“, „Kaiserschmarrndrama“, „Venom“, „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ und „Spider-Man 3 – No Way Home“ – dies sind die Filme, die es 2021 schafften, die Marke von einer Million Besucher zu überspringen.*
Zwei dieser Filme schafften sogar deutlich mehr und setzten ihren Erfolgskurs auch in 2022 fort: Am letzten Wochenende überschritt „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ (Universal Pictures) die Sechs-Millionen-Besuchermarke und knüpfte an die Erfolge seiner Vorgänger an. Ebenso wurde „Spider-Man 3 – No Way Home“ (Sony Pictures ) seinen Erwartungen gerecht, indem er die Drei-Millionen-Besuchermarke überschritt.
Das Gesamtergebnis 2021
Insgesamt verzeichneten die Kinos im abgelaufenen Jahr mit 40,4 Millionen Tickets gegenüber 2020 einen Besucheranstieg von 18 %, aber mussten gegenüber dem letzten regulären Vergleichsjahr 2019 einen Rückgang von 63 % hinnehmen. Neben der nahezu vollständigen Schließung in der ersten Jahreshälfte machten sich nach den erfreulichen Wiedereröffnungszahlen im Sommer dann ab Herbst die erneuten Verschärfungen der Pandemieregelungen (2G, 2G+ sowie erneute Kapazitätsbeschränkungen sowie regionale Schließungen) negativ bemerkbar.
„Leider wurden die Kinos nach der guten Wiedereröffnung am 1. Juli in der zweiten Jahreshälfte vielerorts wieder erneut ausgebremst“, so Christine Berg. „Viele Neustarts konnten daher nur äußerst unzureichend ausgewertet werden, was sich allein daran zeigt, dass die acht Besuchermillionäre 44 % des Jahresgesamtticketverkaufs ausmachten. Hier hoffen wir für 2022 darauf, dass sich das Publikum wieder auf ein breiteres Spektrum neuer Filme einlassen wird.“
Der Filmausblick auf das erste Halbjahr 2022
- Der Nachname
- Der Wolf und der Löwe
- Doctor Strange in the Multiverse of Madness
- JGA
- Jurassic World: Ein neues Zeitalter
- Liebesdings
- Morbius
- The Batman
- Top Gun Maverick
- Wunderschön
„Wir freuen uns auf sehr viele interessante Filme in den kommenden Monaten“, sagt Peter Schauerte, Geschäftsführer Verband der Filmverleiher. Wir benötigen vor dem Hintergrund der weiterhin anhaltenden Pandemie maßvolle und nachvollziehbare Regelungen für den Kinobetrieb. Als Verleiher benötigen wir auch eine entsprechende und notwendige Unterstützung bei der Vermarktung, um die Kinos in diesem schwierigen Umfeld mit den notwendigen Filmen versorgen zu können.“
Umgang mit der Pandemie in 2022
Bereits im Juni 2020 wurde in einer Atemluftstudie des Herrmann-Rietschel-Instituts** nachgewiesen, dass die Aerosolbelastung im Kinosaal nachweislich gering ist.
Seitdem bemühen sich die Kinoverbände darum, in Gesprächen mit zahlreichen Spitzenpolitiker/innen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man Veranstaltungsorte mit unterschiedlichen Sicherheits- und Hygienestandards nicht grundsätzlich gleich restriktiv behandeln dürfe.
Diese Forderung war auch eines der Top-Themen, über das die Mitglieder des HDF KINO in ihrer Online-Versammlung am 12. Januar 2022 mit dem Hamburger Kultursenator Carsten Brosda diskutierten.
Des Weiteren bleibt auch die Forderung nach einer Fortsetzung der Kinoförderung bestehen:
„Wir sehen uns den Herausforderungen der Pandemie weiterhin ungebremst gegenüber, doch spätestens jetzt sind die Rücklagen der Kinos endgültig aufgebraucht“, sagt Christine Berg. „Angesichts sämtlicher weiterer Beschränkungen werden die Kinos es in 2022 nicht ohne zusätzliche Förderungen schaffen, wenn man eine mögliche Insolvenzwelle und den Verlust an Kino- und Kulturvielfalt in Deutschland verhindern will.“
* Zahlen ermittelt durch comScore Movies / Rentrak Germany GmbH
** Atemluftstudie, durchgeführt vom Hermann- Rietschel-Institut (HRI) an der TU Berlin,
Juli 2020, Pressemitteilung des HDF KINO, Juli 2020